Was ist Konfigurationsmanagement?
Konfigurationsmanagement soll jederzeit eine lückenlose Nachvollziehbarkeit des Bauzustands ermöglichen. Es ist dabei untrennbar mit dem Projektmanagement und dem Engineering verknüpft sein, weil diese den Taktgeber bilden. Zugleich muss immer auch Produktdatenmanagement (PDM), dass eine sinnvolle Datenverwaltung im Laufe des Produktlebenszyklus gewährleisten soll.
Zur Konfiguration zählen neben einer sauberen Produktstruktur alle für die Herstellung, Qualitätskontrolle und Instandhaltung notwendigen Daten. Hierbei handelt es sich primär um Dokumente, die vom Engineering herausgegeben werden, wie etwa Spezifikationen, Schaltpläne, Zeichnungen, Stücklisten, Materialanforderungen, Testanweisungen, Vorgaben für Prozesse und Methoden, Programmbeschreibungen, Digital Mock-up`s. Auf Basis dieser Informationen muss es mit Hilfe vom Konfigurationsmanagement jederzeit und zu jedem gefertigten Produkt möglich sein, folgende Fragen beantworten zu können:
- Wie ist die Produktentwicklung vom Produkt abgelaufen und welche Entwicklungsergebnisse sind daraus entstanden? (Welche Entwicklungsdokumentation liegt dem Produkt zugrunde?)
- Welchen Einfluss haben Produkt bzw. Konfiguration auf andere Komponenten? (Welche Auswirkungen haben das Produkt bzw. Konfigurationsänderungen auf andere Bauteile und Systeme?)
- Auf welchen Grundlage und mit welchem Ergebnis haben die Produkttests stattgefunden (Welche Testumgebung, Testparameter und Testergebnisse lagen der Produktfreigabe zugrunde?)
- Wie wurde das Produkt gefertigt und wie ausgeliefert? (In welchem Bauzustand befand sich das Produkt zum Zeitpunkt der Auslieferung? Welche Prozesse und Fertigungsmethoden kamen zur Anwendung?)
- Welche Änderungen sind seit der Herstellung am Produkt vorgenommen worden? (In welchem physischen Bauzustand befindet sich das Produkt aktuell?)
Unterstützung kann beim Configuration Management übrigens das Capability Maturity Model Integration (CMMI-DEV) leisten, welches ein Reifegradmodell für die Verbesserung von Prozessen im Rahmen der Produktentwicklung bzw. des zugehörigen Projektmanagements darstellt. Es definiert Standardpraktiken für die Entwicklungsaktivitäten, das Änderungsmanagement und das PDM im Lebenszyklus des Produkts von der Konzeption über die Auslieferung und Instandhaltung bis zur Außerdienststellung.
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Konfigurationsmanagement im Flugzeugbau
Kernaufgaben des Konfigurationsmanagements sind in einem Flugzeugprogramm das Herstellen von Transparenz in der Produktentwicklung und im Projektmanagement, das Sicherstellen der Nachvollziehbarkeit, die Steuerung von Änderungen sowie die Kontrolle und Nachweisführung des Entwicklungs- und Bauzustandes zu jedem Zeitpunkt.
Über das Konfigurationsmanagement wird das Flugzeugprogramm bzw. -projekt koordiniert und es stellt sicher, dass alle Anforderungen erfüllt werden. Das Konfigurationsmanagement kann daher als Hilfsmittel angesehen werden, das Projektmanagement umzusetzen.
Grundlage für jedes Konfigurationsmanagement ist die Festlegung einer hierarchischen Produktstruktur sowie die Definition der Objekte, die dem Konfigurationsmanagement unterliegen.
Produktstruktur und -konfiguration werden pyramidal aufgesetzt (vgl. Abb.). Am Anfang des Entwicklungsprogramms für ein neues Flugzeug wird dafür zunächst eine grundlegende Produktstruktur auf Hauptbaugruppenebene (Constituent Assemblies – CAs) festgelegt. In dieser spiegeln sich die natürlichen Kernbestandteile des Verkehrsflugzeugs wider, wie z.B. Rumpf, Flügel, Triebwerke, Seitenleitwerk, Höhenruder, Fahrwerk. Per Definition ist das gesamte Flugzeug selbst die oberste Hauptbaugruppe.
Eine Gliederungsstufe unter den CAs werden die Konfigurationselemente (Konfigurationsebene) festgelegt. Auf dieser Ebene wird das Flugzeug im Detail konfiguriert (Configurable Items – CIs). CIs sind mit Anforderungen an technische, funktionelle oder logistische Eigenschaften verknüpft, ohne dass die dazugehörige technische Lösung dafür bereits vorliegen muss.
Die Konfiguration findet auf dieser Ebene statt, indem die CIs bezüglich jedes einzelnen zu produzierenden Flugzeugs mit den entsprechenden technischen Lösungen verknüpft werden. Dies geschieht über sogenannte Link Objects, die die Gültigkeit der technischen Lösungen für jedes einzelne Flugzeug steuert. D. h. ein CI kann im Prinzip beliebig viele technische Lösungen haben. Das Linkobjekt als Verbindungselement weist dem Konfigurationselement (CI) mit der individuellen technischen Lösung die richtige MSN (Manufacturer Serial Number, Seriennummer des Herstellers), also dem einzelnen Flugzeug in der Produktion zu. Im Ergebnis entstehen so individuell für den Kunden konfigurierte Flugzeuge.
Die unterste Ebene des Konfigurationsmanagements bildet die der (Einzel-)Teile (Parts). Auf dieser Ebene werden die Teile klassisch in Stücklisten verwaltet. Alle Änderungen bei den Teilen führen immer auch Änderungen in der jeweiligen CI als Verwaltungseinheit.
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